Wo Talente wie Said El Mala eine zweite Chance bekommen
Oberligist TSV Meerbusch als Talentschmiede
Kölns Supertalent Said El Mala ist derzeit in aller Munde. Sein Weg zum Bundesliga-Shootingstar begann beim TSV Meerbusch, wo individuelle Förderung, Mut zum Risiko und ein wertschätzendes Umfeld seine Entwicklung ermöglichten.
Said El Mala ist derzeit einer der größten Aufsteiger im deutschen Fußball. Vor einem Jahr spielte er noch in der 3. Liga bei Viktoria Köln – heute ist er der Shootingstar beim 1. FC Köln und stand zuletzt erstmals im Kader der A-Nationalmannschaft. Was wie eine klassische Senkrechtstarter-Geschichte klingt, war vor fünf Jahren beinahe vorbei.
Damals wurde El Mala bei Borussia Mönchengladbach aussortiert, zu schmächtig, hieß es. Sein älterer Bruder Malek (20) brachte ihn zurück auf den Platz. Gemeinsam wechselten beide in die U 17 des TSV Meerbusch. Beim Kooperationsverein von Borussia Mönchengladbach entwickelte sich Said mit Unterstützung der Jugendtrainer Christian Werner und Dominik Idel-Peters (später Viktoria Köln, heute Co-Trainer beim SV Sandhausen) schnell weiter. Nach zwei Jahren in der U-17-Niederrheinliga wuchs sein Selbstvertrauen spürbar.
Christoph Peters, Sportlicher Leiter des TSV, erinnert sich noch gut an die Brüder: „Beide machen sich keinen Kopf – sie spielen einfach Fußball.“ Schon damals sei El Malas Spielstil außergewöhnlich gewesen: Während die meisten Spieler mit seiner Geschwindigkeit die Außenbahn suchten, antizipierte er die Zwischenräume. Peters beobachtet ihn heute in der Bundesliga und bekommt oft ein Déjà-vu: „Er macht immer noch dasselbe wie bei uns – kreativ, mutig und unkonventionell.“ Darüber hinaus sei er „ein absolut bodenständiger Typ“.
Wir sind ein Amateurverein, aber wir arbeiten wie ein kleines Nachwuchsleistungszentrum.
Sportlicher Leiter Christoph Peters
Für den TSV Meerbusch ist El Mala heute das prominenteste Beispiel einer Philosophie, die auf individuelle Förderung, Zeit zum Entwickeln und ein wertschätzendes Umfeld setzt. „Wir sind ein Amateurverein, aber wir arbeiten wie ein kleines Nachwuchsleistungszentrum“, sagt Peters.
Vier Trainingseinheiten pro Woche – drei Mannschaftseinheiten und eine Akademieeinheit für U 8 bis U14 – gehören zum Standard. Unter Leitung erfahrener Trainer wie Norbert Meier liegt der Fokus in der Arbeit mit den rund 100 Jugendspielern auf individueller Förderung: Mut, Eins-gegen-eins, intuitive Entscheidungen. Fehler und Risiken sind ausdrücklich erlaubt.
„Die Akademie ist keine Eliteförderung, sondern eine Ergänzung, um die Jungs besser zu machen“, betont Peters. Meerbusch legt neben sportlicher Qualität auch Wert auf Werte. Spieler tragen selbst die Bälle, helfen im Training mit – Extrawürste gibt es nicht. Wer zu spät kommt, erklärt sich aus Respekt. „Es geht uns darum, dass sie Verantwortung übernehmen“, sagt Peters. Manche schaffen es in die DFB-Ligen, andere bleiben aus Freude am Spiel. Beides ist willkommen. Die Trainer sind in ständiger Weiterbildung, unter anderem durch Schulungen mit Experten wie Christian Titz, der moderne Trainingsmethoden vermittelt.
Professionelles Umfeld und starke Durchlässigkeit
Darüber hinaus legt der Verein großen Wert darauf, eigene Trainer kontinuierlich zu fördern und weiterzuentwickeln. Viele Jugendtrainer durchlaufen die Vereinsstruktur von den unteren Jahrgängen bis zur ersten Mannschaft – ein Beispiel dafür ist Kevin Kreuzberg, der sich vom Jugendtrainer bis in den Erwachsenenbereich hocharbeitete und die Oberligamannschaft von 2022 bis 2024 coachte. Auch Marcel Winkens, der aktuelle Coach, trainierte bereits die U 19 des TSV.
Das Seniorenteam ist für den Verein besonders wichtig: „Die Präsenz der ersten Mannschaft in der Oberliga ist essenziell für die Durchlässigkeit. Auch auf die Zweitvertretung haben wir ein großes Augenmerk.“
Nach durchwachsenem Start steht das Oberliga-Team aktuell auf Platz 6. Als der TSV jüngst 1:1 beim SV Biemenhorst spielte, standen sieben Spieler auf dem Platz, die bereits in der Jugend für den TSV oder für die zweite Mannschaft gespielt haben.
El Malas Debüt spülte Geld in die Kassen
Als El Mala sein Bundesliga-Debüt feierte, erhielt der TSV Meerbusch eine Ausbildungsentschädigung von 13.500 Euro. Für Peters zählt jedoch die Vorbildfunktion mehr als das Geld: „Die Motivation für die ganze Jugend ist wichtiger als finanzieller Erfolg.“ El Mala ist der sichtbarste Beleg dafür, dass das System Meerbusch funktioniert. Und vielleicht sitzt gerade jetzt irgendwo auf den Kunstrasenplätzen Meerbuschs ein Junge, der das Spiel kurz verloren hat – und hier wiederfindet.“
Pressestimmen (Kicker.de – Jörn Duddeck) zum Fußball-Talent Said El Mala; Foto: IMAGO/STEINSIEK.CH